2009 – lucid phantom messenger – Herwig Weiser

Künstler in Residenz bei DOCK :
[intlink id=“467″ type=“post“]Herwig Weiser[/intlink]

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Lucid Phantom Messenger – eine elektro-chemische Bildmaschine

Verschiedenste elektro-chemische Prozesse, die über eine Steuerungselektronik programmiert werden, degenerieren verflüssigte Hightechmaterialien, die urspünglich für die digitale Bildproduktion und Informationstransport entwickelt wurden (Flüssigkristalle, Silizium, Glasfaser, etc.). Die Installation übersetzt und materialisiert die Transformationsprozesse digitaler Bildtechnologien in analoge, räumliche Mechanismen, die zusammen eine elektro-chemische Bild-Raum-Skulptur ergeben. Durch die komplexen elektro-chemischen Vorgänge wird die dynamische Natur dieser Materialien verbildlicht. In skulpturalen Live-Prozessen werden „digitale Software und Hardware“ in Wechselwirkung miteinander gebracht und als analoge Phänomene materialisiert.

Die formale Umsetzung der Installation stellt eine vernetzte architektonische Struktur dar, bestehend aus verschiedenen Plexiglaselementen, die als “Reaktionszellen” eine abstrahierte urbane Landschaft bilden. In dieser Zellarchitektur reagieren die Mikrostrukturen der verschiedenen Materialien durch polarisierte Lichtfrequenzen und ihre chemisch-optischen Eigenschaften in einem System, das elektronisch gesteuert wird und aus Anoden, Kathoden, Elektroden, Ultraschall und einem Ventilraster besteht. In dieser Struktur aus Plexiglaselementen können digitalisierte Bilder mit einer speziell entwickelten Software in das System übertragen werden. Dort bildet sich in einem analogen Vorgang, nämlich über elektro-chemische Materialprozesse, ein dynamisch skulpturales Bild aus.

Degenerative Materialprozesse entstehen und reorganisieren skulpturale Akkumulationen innerhalb der architektonischen Aggregate verschiedener Reaktionszellen. Die sich transformierenden Materialien bilden polygenerative Netzwerke in einem elektrochemisch-optisch evolvierenden Bild. Aus den Rohsubstanzen entwickelt sich ein durch elektrisch geladene Flüssigkeiten gesteuertes, in sich wucherndes, degenerierendes System, das weitgehend autark und in einem zeitlich nicht begrenzten Rahmen operiert.

Durch verschiedene thermo-chrome Prozesse von Bildauflösung und Bildentstehung, sowie durch einen „Schnitt“ in die Geometrie von „Informationsdarstellung“, entsteht ein „software-action-painting“. Das Sichtbarmachen und Degenerieren bestehender Bildarchitekturen bricht die „Black Box“ des digitalen, Bilder generierenden Computers auf und setzt eine polychrome, analoge und dynamisch sich verändernde Bildskulptur dagegen.

Die Materialtransformationen der elektro-chemischen Bildoberflächen werden zusätzlich mittels verschiedener Sensoren direkt in Soundstrukturen übersetzt. Diese Soundstrukturen werden durch elektro-chemische Induktion und Ultraschallwellen erzeugt. Die Soundsoftware, die mit der Steuerungselektronik der Installation rückgekoppelt ist, digitalisiert und verstärkt wiederum die Veränderungsprozesse der Materialien, die somit zu “materialisierten Sounds” werden.

Elektronische Bilder erzeugen normalerweise mithilfe von Algorithmen virtuelle Oberflächen. Meine neuen Arbeiten „rendern“ die Softwarebedingungen dieser Bilder direkt in die realen, materiellen Oberflächen elektronischer Medien. Über die Inszenierung und Abstraktion des technisch-materiellen Informationsflusses kommen die Bedingungen des elektronischen Bildes zum Vorschein. Es geht mir um die Umleitung der elektrisch-codierten Signale konventioneller Bildtechnologien in experimentelle Flächen, Materialarchitekturen und „flüssige Codes“.

In Zusammenarbeit mit dem Labor von Happyplating arbeite ich seit 2005 an verschiedenen Prototypen dieser flüssigen, organisch-generierten Maschinen. Albert Bleckmann erstellt die SPS-Software für die Echtzeit-Automatisierungsprozesse und entwickelt die Mechatronischen Komponenten der Installation.

In Berlin soll die gesamte Installation produziert werden, nachdem bereits Anfang 2008 ein Prototyp mit Unterstützung des BMUK Wien gebaut werden konnte. Für die klangliche Ebene des Projektes werde ich mit Sukandar Kartadinata (GLUI Berlin) zusammen ein spezielles Interface entwickeln, das auf die chemischen Prozesse und die dabei fließende Elektrizität reagieren kann und so diese Veränderungen als Steuerung für entsprechende klangliche Prozesse benutzbar wird.

http://zgodlocator.org/

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