sound exchange

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SOUND EXCHANGE. Enklaven experimenteller Musikkultur in Mittelosteuropa

Ein überregionales Musikprojekt in und zwischen Budapest, Bratislava, Prag, Krakau, Riga, Vilnius, Tallinn und Chemnitz

Oktober 2011 – Dezember 2012

Mittelosteuropa besitzt eine lebendige, international vernetzte Szene von Musikern und Künstlern, Festivals und lokalen Zentren experimenteller medienbasierter Musik und Audio Arts. In der Erinnerungskultur der jeweiligen Länder spielen aber lokale kompositorische bzw. klangkünstlerische Traditionen eine relativ geringe Rolle. Das ist der regionalen Geschichte geschuldet, die experimentelle Techniken in Zeiten des Sozialismus in Nischen verbannte und nach 1990 global praktizierte digitale Praktiken in den Vordergrund stellte, ohne die lokale Identität hinreichend aufzuarbeiten. Resultat ist eine relativ ‚traditionslos‘ agierende junge Generation und eine drastisch unterinformierte internationale Musik-Community.

Das modulare Festival-Projekt Sound Exchange wird in enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und mit örtlichen Kuratoren und Institutionen an insgesamt sieben Orten in Mittelosteuropa (Budapest, Bratislava, Prag, Krakau, Riga, Vilnius, Tallinn) und im abschliessenden Festival in Chemnitz in den Jahren 2011/2012 eine Offenlegung und musikalisch-künstlerische ‚Verhandlung‘ von Traditionslinien nationaler experimenteller Musikkultur in ihren aktuellen Bezügen und in ihren Überschneidungen zwischen den beteiligten Ländern zu erleben sein. Sound Exchange beginnt eine Auseinandersetzung mit experimenteller Musik in Mittelosteuropa, einen Prozess des Austauschs und Kennenlernens relativ unbekannter aber umso interessanterer musikalischer Positionen. Dies sind vor allem Einzelpositionen, die für lokale Bewegungen stehen, und in ihrer Vielfalt eine weite stilistische und ästhetische Bandbreite in den beteiligten acht Ländern widerspiegeln.

Als Basis des Gesamtprojekts wird eine Web-Dokumentation historischer Momente der experimentellen Musikkultur, v.a. elektroakustischer, elektronischer Musik und Audio Art, in Verknüpfung mit aktuellen Entwicklungen in den jeweiligen Ländern produziert. Ebenfalls ist die Realisierung einer Wanderausstellung mit historischen Exponaten, Dokumenten und Spuren vorgesehen, die zeitgleich zum performativ-installativen Programm an allen Orten präsentiert wird.

Ein breit aufgestelltes Workshop Programm soll in erster Linie Brücken zwischen den einzelnen Städten bauen und neue Verbindungslinien zwischen den Themenfeldern legen. Es geht dabei um Austausch, Transport und Übersetzung verschiedenster klangbasierter Arbeitsweisen und ihrer Erprobung in einem anderen kulturellen Kontext.

An insgesamt 7 Orten in 7 Ländern werden von November 2011 bis Ende 2012 in enger Kooperation mit den ausgewählten Co-Veranstaltern und den lokalen Goethe-Instituten jeweils ein Workshop-Modul und die mit den jeweiligen lokalen Co-Kuratoren bilateral zusammengestellte Konzert-/Performance-/Installations-Programme realisiert. D.h., jeder Ort der Festivaltour beherbergt neben dem lokalen Modul immer ein Modul aus einem der beteiligten Länder.

Die Erweiterung des Projektes hinein in das Kulturgebiet der ehemaligen DDR ist die Konsequenz der in dem Projekt zusammengebrachten Länder und deren gemeinsamer sozialistischer Nachkriegsgeschichte. Denn auch hier lassen sich vor 1990 ähnliche Probleme des Nischendaseins experimenteller Musikpraktiken beobachten, und auch in den neuen Bundesländern machte sich nach 1990 ein entsprechender Traditionsverlust bemerkbar.

Während also in den sieben mittelosteuropäischen Städten jeweils das lokale und ein weiteres Modul im Rahmen eines „Mini-Festivals“ präsentiert werden, ist die abschliessende Station Chemnitz der Ort, an dem alle entstandenen Module und ein workshop in einem 10tägigen Sound Exchange Festival in Kooperation mit dem Kulturzentrum weltecho präsentiert werden.

Weitere Informationen: http://www.soundexchange.eu

Künstlerische Leitung: Carsten Seiffarth, Carsten Stabenow, Beratung: Golo Föllmer.

Co-Kuratoren: Marek Choloniewski (PL), Slavo Krekovic (SK), Aivar Tonso (EST), Antanas Jasenka (LT), Zsolt Sörés (HU), Viestarts Gailitis (LV), Milos Vojtechovsky (CZ) und Andreas Winkler (D). Produktion: Markus Steffens, Florian Wachinger

Sound Exchange ist ein Projekt von DOCK e.V.  in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.